Neulich im Drogeriemarkt hätte ich am liebsten vor allem eines gekauft: Eine Packung Bindestriche. Um das Schlimmste zu verhindern. Zum Beispiel, als mir eine Tüte mit der Aufschrift
Buch
Weizen
Mehl
ins Auge fiel – die drei Begriffe grafisch unbestritten ansprechend untereinander angeordnet. Mindestens eine der genannten Zutaten war allerdings ganz sicher nicht darin enthalten. Die Schreibweise „Buchweizen-Mehl“ wäre vielleicht ein Kompromiss gewesen. Meinetwegen auch
Buch-
weizen-
mehl
– ansonsten heißt das Zeug ganz einfach „Buchweizenmehl“, lässt sich so geschrieben immer noch gut lesen und schmeckt im besten Fall nicht nach gemahlenen Buchseiten. Auch, dass die „2. Damen Bluse“ und das „2. Herren Hemd“ im Modegeschäft gegenüber für die Hälfte des regulären Preises zu haben waren, konnte mich über die allgemeine Trennungswut nicht hinwegtrösten. Warum trennt der Mensch bloß, was doch zusammengehört? Was ist an einer „Damenbluse“ so kompliziert?
Aussehen ist nicht alles
Vor allem aus den Marketing- und Werbeabteilungen ist an dieser Stelle ein Aufschrei zu vernehmen: „Das sieht einfach besser aus!“ Das mag ja sein. Falsch ist es trotzdem. Und Rechtschreibung kein Wunschkonzert. Insbesondere bei Marken- oder Firmennamen scheint es mittlerweile regelrecht verpönt zu sein, diese in Kombination mit anderen Begriffen zusammenzuschreiben. Wenn aber ein Unternehmer namens Meyer Mehl verkauft, dann ist das eben Meyer-Mehl – und kein Meyer Mehl. Und wenn besagtes Unternehmen noch eine App zu seinen Produkten entwickelt, dann ist das die Meyer-Mehl-App. Es mag sein, dass das in Bezug auf die Suchmaschinenoptimierung zu etwas anderen Ergebnissen führt. Aber ich verstehe trotzdem nicht, dass auch namhafte Unternehmen dafür konsequent falsche Rechtschreibung auf ihren Homepages in Kauf nehmen – genauso wie auf ihren Produkten und in sämtlichen Druckerzeugnissen.
Bei unübersichtlichen Wortverbindungen bieten Bindestriche Orientierung und zeigen dem Leser, was zusammengehört. Vor allem bei Komposita mit mehr als zwei Wörtern ist das wirklich hilfreich, das „Preis-Leistungs-Verhältnis“ ist da ein gutes Beispiel.
Drum prüfe, wer die Wörter bindet…
Der Duden sagt im Übrigen Folgendes zur Verwendung von Bindestrichen:
a) Ein Bindestrich KANN zur Hervorhebung einzelner Bestandteile von Zusammensetzungen und Ableitungen gesetzt werden:
die Hoch-Zeit der Renaissance
b) Bei unübersichtlichen oder sonst schlecht lesbaren Zusammensetzungen aus gleichrangigen Adjektiven wird ein Bindestrich gesetzt:
die deutsch-amerikanische Freundschaft
c) Ein Bindestrich KANN gesetzt werden, um Missverständnisse zu vermeiden:
Talentwertung – Tal-Entwertung oder Talent-Wertung
d) Beim Aufeinandertreffen dreier gleicher Buchstaben in Zusammensetzungen KANN ein Bindestrich gesetzt werden:
Schwimm-Meisterschaft (oder eben Schwimmmeisterschaft)
e) In Aneinanderreihungen und Zusammensetzungen mit Wortgruppen setzt man Bindestriche zwischen die einzelnen Wörter:
Mund-zu-Mund-Beatmung
Gustav-von-Mevissen-Straße
Erstaunlich ist, wie viele Bildungseinrichtungen diese Rechtschreibregel bei der eigenen Namensgebung ignorieren – zum Beispiel die Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
f) In Zusammensetzungen mit Abkürzungen steht auch ein Bindestrich:
Kfz-Werkstatt
g) Ein Bindestrich steht in Zusammensetzungen mit einzelnen Buchstaben und Ziffern:
der 21-jährige Fahrer, sämtliche 21-Jährigen
eine l-förmige Tischordnung
Wer noch mehr Regeln und Beispiele möchte, schlage den Duden auf (das geht auch online). Dort steht auch geschrieben, wie das mit der Getrennt- und Zusammenschreibung genau funktioniert.
Trennung tut weh
Hier noch zwei Beispiele aus der Fundgrube, die hoffentlich verdeutlichen, wie wichtig der richtige Zusammenhalt ist….
Aus der Abteilung „Kannibalische Köstlichkeiten“:
Viktoria Barsch mit Kopfsalat und Salzkartoffeln
Und zum Thema „Don’t drink and drive“:
VOLL
TANKEN
NULL
ZAHLEN
Darum: Schreibt zusammen, was zusammengehört!
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